Die Katarakte von Gondalis
Als die Perle von Aylantha in der Dämmerung des nächsten Morgens ablegte, hätte Keira beinahe das Schiff verpasst, da sie beim Hinterlassen ihres Abschiedsbriefes doch noch von der Witwe Maniuz ‚ertappt‘ worden war. Die Alte hatte es nach einigen knappen Erklärungen allerdings sehr gefasst aufgenommen, ihr eine warme Schlafrolle und einen Laib Käse in die Hand gedrückt und ihr alles Gute gewünscht. Letztlich war es dann Keira gewesen, die beim Abschied von der Witwe die Tränen nicht zurückhalten konnte.
Mittlerweile jedoch war sie wieder etwas ruhiger und lehnte entspannt an der Reling, während die Perle von Aylantha den Wasserfall am Eingang des Hafenbeckens passierte. Einige andere Passagiere hatten unter einem Vordach der Kajüte Schutz gesucht, doch Keira reckte ihren Kopf dem kühlen Wasser entgegen. Es half, ihre Gedanken zu klären.
Sie hatte Gondalis und den Rothänden zur rechten Zeit den Rücken gekehrt. Die Frage war nie gewesen, ob, sondern wann die Dalmarier zurückschlagen würden. Elkan Gradonios hatte den Zenit seiner Macht überschritten und alle die bei seinem Fall noch an seiner Seite standen, mussten die Konsequenzen dafür tragen.
Mit dem Sonnenaufgang hatte das Schiff die vorgelagerten Klippen der Bucht von Gondalis hinter sich gelassen. Keira blickte zurück und sah, wie sich die Morgensonne tausendfach in den Katarakten von Gondalis brach. Ein atemberaubender Anblick, den sie so schnell wohl nicht mehr sehen würde.
Keira seufzte. Ja, das ein oder andere würde sie an dieser Stadt schon vermissen und wohlmöglich hätte sie noch einige gute Monate hier verbringen können.
Doch der Überfall auf die Villa Gradonios hatte die Dinge beschleunigt. Die Dalmarier hatten ihre Rache früher bekommen als erhofft, denn jemand hatte ihnen die Tür geöffnet und sie passieren lassen.
Sie hatten einfach besser gezahlt.
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