Unter der Lupe: Farukan
„Und so vergossen die Götter Tränen des Mitleids für ihr geliebtes Volk, das zwar von den wärmenden Strahlen der Sonnenherrin genährt wurde, dessen Land aber karg und öde war. Aus diesen Tränen entstanden die Flüsse Ashur und Pardash, die unseren Vorfahren, wie auch uns heute noch, Leben und Reichtum spendeten. Darum heißt unsere Heimat Farukan, das ‚Tränenland‘. Und jeden Tag danken wir den Göttern aufs Neue, indem wir ihren Geboten der Ehre folgen.“
—erzählt von einem farukanischen Geschichtenerzähler
Land der zwei Ströme
Inmitten Pash Anars, im Norden angrenzend an die Steppen Jagodiens, im Westen an die Kristallsee und im Osten an die Berge der Schattenwand, liegt Farukan, das Land der zwei Flüsse. Im Süden geht das Reich in die Wüstengebiete der Surmakar und die undurchdringlichen, dichten Dschungel der Smaragdküste über – doch den Kern Farukans bilden fruchtbare Ländereien rund um die beiden mächtigen Strömen Ashur und Pardash.
Auch wenn hier vor allem Menschen siedeln, leben doch auch andere Rassen Seite an Seite mit ihnen. Vor allem Varge sind seit dem Durchzug der Tarr vor mehreren hundert Jahren zahlreich und gut in die Kultur der Farukanis integriert. Allen Bewohnern dieser Lande ist ihre etwas dunklere Hautfarbe gemein, scheint die Sonne – hier als Sinnbild der obersten Göttin Tayru verehrt – doch mit großer Stärke auf das Land nieder.
Ehre und Ehrgeiz
Farukan ist ein reiches und kulturell hochstehendes Land, dessen Karawanen Ost und West miteinander verbinden, dessen Elementarrufer als große Meister von Fels, Feuer, Wasser und Wind gelten, dessen fliegende Teppiche in ganz Lorakis begehrt sind und dessen Basare vor fremden Gerüchen, Eindrücken und Sprachen wimmeln. Es ist ein lebensfrohes Land, dessen Bewohner die eigene Ehre als höchstes Gut betrachten – und darüber manchmal vergessen, dass es wichtigeres als das eigene Ansehen gibt.
Viele Traditionen und Konventionen drehen sich um die Ehre – und zu allem Überfluss unterscheiden sich diese Regeln auch noch je nach Provinz drastisch. Als Fremder kann man schnell den Überblick verlieren und unbeabsichtigt eine ehrlose Handlung begehen, die große Konsequenzen nach sich ziehen kann. Dieses System bringt jedoch auch mit sich, dass selbst Fremde und Personen von einfacher Geburt weit aufsteigen können, wenn sie sich nur ehrenvoll verhalten – denn zumindest in der Theorie bestimmen nicht Herkunft und Geburt über die soziale Position einer Person, sondern die Taten. Doch natürlich gibt es auch in Farukan Möglichkeiten, sich über Regeln hinwegzusetzen, so nur Einfluss oder Geldbeutel groß genug sind …
Alte und neue Herren
Nie unterjochten die Drachlinge die Ebenen von Ashur und Pardash, hielten hier doch jahrtausendelang die ehrwürdigen Lamassu Wacht. Diese zaubermächtigen Wesen mit Stierkörper und menschenähnlichem Haupt sahen die sterblichen Völker Pash Anars als ihre Schützlinge an und bewahrten sie vor der Sklaverei ihrer geschuppten Rivalen. In den Sagen Farukans wird heute noch die Zeit besungen, als unter der weisen Führung der Lamassu die Altvorderen sich das Land untertan machten, abscheuliche Monster erschlugen und die Gunst der Götter gewannen. Doch längst sind die Lamassu verschwunden, entflogen als der Splittermond barst.
An der Spitze Farukans steht der Padishah als allmächtiger und heiliger Herrscher – oder so glaubt zumindest das einfache Volk. In der Realität ist er nicht mehr als ein Gefangener in einem goldenen Käfig, der zwar höchstes Ansehen genießt, aber nur begrenzten Einfluss hat. Dies liegt auch daran, dass ganz Farukan schlimmes Unheil geweissagt wurde, wenn die Linie des Padishahs jemals aussterben sollte und keiner seiner Nachkommen auf dem Thron sitzen würde.
Ein riesiger Hofstaat kümmert sich seither darum, dem Herrscher jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und ihn bloß keiner Gefahr auszusetzen. So lebt der Padishah weitab der Realität seiner Untertanen und erfährt nur das, was seine Berater und Wesire ihm mitteilen wollen. Die eigentliche Herrschaft liegt bei den Shahiren, den ihm untergebenen Herrschern der einzelnen Provinzen.
Die Shahirate – Das Rückgrat Farukans
Seit den Eroberungen der Altvorderen vor vielen tausend Jahren ist das Reich Farukan stetig gewachsen, sei es durch Krieg, Hochzeit oder geschickte Diplomatie. Auf die Shahirate im Kernland soll dabei an dieser Stelle ein knapper Blick geworfen werden. Zu einzelnen Provinzen mag es in Zukunft eigene Blogbeiträge geben, sind sie doch meist so groß wie Königreiche in anderen Regionen.
In Ashurmazaan wird das farukanische Ideal gelebt, hier ist selbst der Shahir durch große Taten auf seinen Posten gelangt. Hierher stammen auch die ruhmreichen Panzerreiter der Sipahi, die im Kampf gegen die riesenhaften Nephilim oder die verderbten Aschlinge Ruhm und Ehre zu erlangen versuchen. Im Gegensatz dazu steht Fedirin im Zentrum Farukans, eines der altehrwürdigsten Shahirate. Hier gilt Tradition alles, und wer durch seine Vorfahren Schuld auf sich geladen hat, wird diese in seinen Lebzeiten höchstens mildern, aber niemals ganz abtragen können. Wer hingegen aus einer langen und ruhmreichen Ahnenlinie stammt, der besitzt alleine aufgrund dieser Tatsache schon Ehre.
Im Westen, im Shahirat Pashtar kann nur derjenige Ehre besitzen, der auch die Wellen und den Wind meistert, denn dies ist ein Land von Seefahrern. Die Pashtaris bilden Farukans Verbindung zur Kristallsee, ist doch der Seehandel aufgrund des Mangelns von Mondportalen für den Handel von größter Bedeutung. Dies gilt auch für Aitushar im Süden Farukans, wo nicht nur der Flusshandel über den Pardash wichtig ist, sondern auch die Karawanenwege aus der Surmakar zusammentreffen. Hier gilt Reichtum alles, denn wer es nicht schafft Geld zu erlangen, der ist offensichtlich nicht von den Göttern gesegnet und damit ehrlos.
Geradezu zu einer Perversion des Ehrbegriffes kommt es in Demerai, im Osten Farukans. Seit dem Stillen Krieg der Götter vor etwa 30 Jahren gelten die Gebote der Ehre nur noch vordergründig. Stattdessen ist die Kunst der Intrige und Falschheit hier zu höchster Blüte getrieben worden. Sie stehen damit im Gegensatz zu den spirituell gesinnten Bewohnern Turubars, für die vor allem innere Vollkommenheit und Freigiebigkeit als Zeichen großer Ehre gelten. Böse Zungen behaupten, dass sich die Bewohner der Hochlande mit seinen Edelsteinminen solche Suche nach innerer Harmonie auch leisten können, müssen sie sich um weltlichen Wohlstand doch kaum sorgen.
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