Balladen zu Ehren Rosthaupts

Veröffentlicht am 15. April 2016 von Uhrwerk Verlag in Lorakische Geschichten

971 LZ in den Drei Münzen in Lavador:

Höret, höret, höret ‒ Volk der Suderinseln! Ein Wettstreit der Sänger ist ausgerufen. Aus diesem Grunde bringen wir Euch heute zwei Balladen zu Gehör, zu Ehre des verstorbenem Rosthaupt. Euer Applaus möge entscheiden, welch Lied ihr für trefflicher haltet, dem alten Halunken Ehre zu erweisen. Für Ruhm und Rum…


Ballade eins

Krakenjagd

Blau um Blau mengen sich die Wellen,
Weiße Gischt glitzert auf den Kämmen,
durchs warme Nass die Fische schnellen,
und freudig in die Netze schwemmen.
Die Beute wird aus dem Meer geklaubt,
im Gespinst plagt sich ein matter Hai,
tiefe Furchen in der grauen Haut
ein Saugnapf so groß wie derer drei.

Seemannsgarn von dem großen Kraken
wird bald auf jedem Schiff gesponnen:
riesig, mit dutzenden an Haken,
sei er nur auf Zerstörung ersonnen.
Drei Augenteller groß wie Fässer
mit einem scharfen, spitzen Schnabel
so lauert er tief im Gewässer
ein Monster wie aus einer Fabel.

Schiffe auf den Meeren werden rar,
wer kann, der bleibt vertäut im Hafen,
so groß ist die Angst vor dieser Mar,
dass sie sich lieber selber strafen.
Und trotzdem segelt ein Schiff hinaus
sein Kapitän lässt sich nicht vertreiben
lieber macht er dem Untier den Garaus
als wie der Rest an Land zu bleiben.

Asmodeo Therabylis sein Name,
Von der Kristallsee bis zum Schädelgrund
bekannt als Rosthaupt, der Grausame,
der fuchsteufelswilde Bluthund!
Mit Knochenfaust befährt er die Meere,
plündert und brandschatzt ohne Gewissen,
ist schrecklicher als tausend Heere,
sowohl brutal als auch gerissen.

Er lässt die schwarzen Segel hissen,
der dunkle Kiel pflügt durch die Albensee,
wo der Kraken seine Opfer gerissen,
Wasser klingengrau und weiß wie Schnee.
Rosthaupt hat das Fernrohr in der Hand,
rote Zigarre im schwarzen Bart,
blitzende Augen mit Hass und Brand.
Der scheut keine gefährliche Fahrt.

Drei Wochen bleiben sie auf der Jagd,
halten Ausschau nach dem roten Rücken,
der sich bisher nicht ans Schiff gewagt,
doch Rosthaupt ist ein Mann mit Tücken.
Der erste Maat wird in ein Boot gesetzt,
es schaukelt wehrlos auf den Wellen,
er flucht, er jammert, er schreit entsetzt,
als Tentakel aus dem Wasser schnellen.

„Das Biest ist hier!“, hört man es auf Deck,
Rosthaupt grinst, er lacht zufrieden.
Er brüllt, „Bogenschützen rauf zum Heck!“
„Wir werden den Kraken besiegen!“
Pfeile geh’n auf das Untier nieder,
wütend schäumt der rote Leib empor,
die See erbricht ein Knäul aus Glieder,
die Korsaren werfen Speere vor.

Der Maat wird auf das Schiff gezogen,
Rosthaupt greift nach einem der Speere.
kurz sieht man die Augen in den Wogen
er wirft und trifft doch nur das Leere.
Piraten werden vom Deck gepflückt,
Rosthaupt klettert auf den Klüverbaum,
die Opfer werden vom Kraken erdrückt
auf den Wellen treibt blutroter Schaum.

Der Kapitän schiebt sich nach vorne,
drei Schritt hängt er über dem Ozean.
„Komm, Kraken!“, schreit er wild im Zorne,
das Gesicht verzerrt vor lauter Wahn.
Vor ihm taucht auf der grässliche Schlund,
Rosthaupt wirft den Speer mit aller Macht,
der Kraken reißt ihn in den Abgrund,
reißt ihn in die Tiefen dunkler Nacht.

Er fühlt das Leben aus sich quellen,
der Kraken wirft Rosthaupt hin und her.
Schreie über das Wasser gellen,
der Kraken zieht ihn hinab ins Meer.
Der Kapitän zückt seine Messer,
er hebt den Arm mit letzter Kraft,
rammt den Stahl in den Todesfresser.
Wüst und tief bis eine Wunde klafft.

Noch einmal bebt und wühlt der Kraken,
Dunkles Blut strömt aus vielen Wunden
die Mannschaft stößt mit Enterhaken.
doch der Kapitän bleibt verschwunden.
Erst als die See dann ruhiger wird,
zuletzt der Blick auf Rosthaupt fällt,
der matt zwischen grauen Wellen irrt
und einen blutigen Schnabel hält.

Es gibt nur einen, der die Meere regiert.
Der Kraken ist nicht mehr.
Rosthaupt hat schließlich triumphiert.


Ballade zwei

Bei winterkalter Nacht

 Es war ein kalter morgen,
ein winterkalter Morgen,
als dieser kleine Junge ward geboren in der Nacht.
Die Mutter wollt` nicht`s wissen – lag blutend in den Kissen-
vom schreiend kleinen Buben, als der Donner hallend lacht.

Aaaaa Aaaaaaa

Sie selbst war halb ein Mädel noch,
als er zur ihr ins Bette kroch
und gegen ihren Willen einfach nahm was er verlangt.
Gebrochen ward ihr Willen und, nieder lag im Stillen,
ließ sie wieder allein, hat sie noch nicht einmal gekannt.

Aaaaa Aaaaaaa

Der Hass, den sie verspürte,
zu Neid und Kälte führte.
Das Feuer ihres Herzens hat den Hass in ihr entfacht.
Sie selbst sich malträtierte und doch das Leben gierte:
Ein Kind wurd` ihr gebor`n in jener winterkalten Nacht.

Aaaaa Aaaaaaa

Das Kind liegt kalt in seinem Bett.
Es schreit, als ob es Schmerzen hätt`.
Doch Mutter will nicht wissen von dem kleinen blassen Kind.
Es liegt dort ganz alleine – bekommt der Liebe keine
und draußen weht ein stiller, kalter Wintermorgenwind.

Aaaaa Aaaaaaa

Ach Rosthaupt sollt die Kälte führ`n,
dabei wollt er nur Wärme spür`n,
stattdessen lernt er Wut und Hass, die Liebe er vergaß.
Es liegt dort Nacht für Nacht das Kind und draußen weht der kalte Wind,
so lernte es an der Trauer und an Leiden seinen Spaß.
So wisst ihr Leut` von dieser Nacht, warum der Rosthaupt immer lacht,
bei and`rer Leute Leid und wenn der Hass im Mensch entfacht.

Aaaaa Aaaaaaa

 

Und nun lasst klappern Eure Hände, zu richten die Künstler:

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